Wen haben Sie als Türsteher engagiert? Inspiration oder Irritation?
Ein neuer Vorgesetzter, ein neues Vertriebsgebiet, ein neues Leitbild, neue Strategien, neue Produkte und Märkte, Fusionen, Personalwechsel, veränderte Wertesysteme, der Griff nach mehr Marktanteilen – all das sind Situationen, in denen Organisationen und Menschen Veränderungen unterliegen. Sie müssen sich anpassen, neue Verhaltensmuster ausbilden, neue Fähigkeiten lernen, mit neuen Menschen zusammenarbeiten, andere Situationen erleben und sich auf die neuen Gegebenheiten einstellen.
Sehr oft sind das Situationen, in denen Menschen Druck ausgesetzt sind und in denen die Notwendigkeit der Veränderung nicht aus sich heraus entsteht, sondern von außen kommt und verlangt wird. Das sorgt in der Kommunikation, im Umgang mit der Veränderung und mit Kollegen oft für Irritationen.
Um sich zu entwickeln, zu verändern, dazuzulernen, ist es hilfreich, der Veränderung gegenüber eine positive, eine bejahende Haltung einzunehmen. Improvisationstheater kann dabei helfen, eine solche Haltung zu prägen. Eine Haltung, die bestimmt ist von Inspiration.
Beim Improvisationstheater spielen Schauspieler Szenen, gestalten Lieder, Gedichte, Geschichten und ganze Theaterstücke vollständig aus dem Moment, aus dem Stegreif. Das geht nur, wenn die Schauspieler sich aufeinander einlassen, an einem Strang ziehen und gemeinsam etwas gestalten wollen. Auf Firmen und Organisationen ist diese Haltung übertragbar -wenn auch nicht immer eins zu eins und in jeder Situation. Dennoch:
Veränderungen kann man auf unterschiedliche Arten und Weisen begegnen. Es gibt Menschen, die nach dem Motto „früher war alles besser und es hat schon immer gut geklappt“ der Vergangenheit anhängen und sich mit Veränderungen prinzipiell schwer tun. Es gibt die kategorischen Skeptiker, Zweifler und Ablehner, die Veränderungen grundsätzlich in Frage stellen. Es gibt die „Ja, aber“-Menschen, die Vieles besser wissen und immer neue, oft abstruse, Argumente ins Feld führen, warum eine Veränderung zwar einerseits wichtig, andererseits aber doch bitte nicht auf die vorgeschlagene Art und Weise durchzuführen ist.
Und es gibt Menschen, die Veränderungen gegenüber positiv eingestellt sind und sich auf Neues gerne und schnell einlassen. Doch natürlich ist ein Veränderungsprozess in einer Organisation etwas sehr Komplexes, Schwieriges und eben oft mit Ängsten und Sorgen Belastetes. Wie kann es trotzdem funktionieren?
Improvisationstheater kann nur gelingen, wenn sich alle Schauspieler auf das einlassen, was auf der Bühne gerade geschieht. Wenn sie zunächst einmal akzeptieren und annehmen, was gerade Gegenstand der Szene ist, wenn sie aufmerksam zuhören und die Ideen und Vorschläge ihrer Spielpartner verstehen und damit konstruktiv arbeiten. Wenn sie sich inspirieren lassen von dem, was um sie herum passiert und sich davon nicht irritieren lassen.
Viele, die nur flüchtig oder oberflächlich mit Improvisationstheater in Berührung kamen, verkürzen Improvisationstheater auf die Formel „Sag zu allem Ja, akzeptiere alles, was Dir begegnet, dann wird alles gut“. Das ist doch etwas zu kurz gedacht. Denn natürlich passiert es oft, dass wir uns gegen etwas sperren, dass sich etwas in uns sträubt, dass wir uns in bestimmten Momenten oder Situationen auch nicht verändern wollen. Und zwar sowohl auf der Bühne als auch in Organisationen. Die Charaktere, die wir auf der Bühne spielen, können sich nur innerhalb eines gewissen Spektrums verändern, innerhalb eines Erwartungsrahmens, der zu der Figur passt. Sollte nun ein Mitspieler ein Spielangebot unterbreiten, das so gar nicht zum etablierten Charakter passt, ist es auch schwer, darauf einzugehen.
Für viele Menschen ist die Angst oder die Sorge vor Veränderung ein Motor, der sie antreibt, die Veränderung abzulehnen. Und Angst ist ja grundsätzlich kein so schlechter Ratgeber. Die Angst ist eine wichtige Hintertür in unserem Leben und schützt uns davor, dass wir Schaden nehmen, dass wir unkritisch und unreflektiert werden, dass wir uns in Gefahren begeben oder unkluge Entscheidungen treffen. Insofern ist es gut, diese Hintertür zu haben. Nur ist für viele Menschen die Angst schon lange keine Hintertür mehr, sondern eben das Hauptportal. Und wer zu oft durch dieses Hauptportal schreitet, der verschließt sich irgendwann die Tür zur Offenheit gegenüber Neuem, zur Unbefangenheit, zur Neugierde und zur offenen Auseinandersetzung und Beschäftigung. Und damit landen diese Menschen zwangsläufig bei einer Haltung, bei der alles, was nicht von ihnen selbst kommt, als Irritation, ja sogar als Angriff, vor dem es sich mit aller Macht zu schützen gilt, aufgefasst wird,
Wenn Sie nämlich alle Argumente und Aspekte eines Veränderungsprozesses auf der Folie und vor dem Hintergrund der Angst reflektieren, wenn die Vorannahme ist, dass eine Veränderung per se schädlich ist und „nicht in Ihrem Besten“, dann kann Veränderung nicht gelingen. Das ist „gelebte Irritation“.
Viele Veränderungsprozesse richten sich danach, was für die Organisation das Beste ist und nehmen dabei in Kauf, dass der Einzelne sich möglicherweise auch einmal etwas strecken muss, um mitzukommen. Doch: Die Veränderung findet statt, ob jeder einzelne das so will oder nicht. Sie haben es in der Hand, Ihre Entscheidung zu treffen: Lassen Sie sich irritieren oder inspirieren?
Deswegen ist es umso wichtiger, dass sich alle kritisch, reflektiert aber auch offenen Herzens mit Veränderungen beschäftigen, denn nur dann können diese gelingen.
Eine Haltung, die das Improvisationstheater hier liefern kann, ist Offenheit, ist Neugierde, ist Inspiration. Das heißt nicht, dass wir zu allem kritiklos „Ja“ sagen, es heißt aber, dass wir zunächst einmal das akzeptieren, was da ist. Dass wir es für uns annehmen, dass die Veränderung stattfindet. Dass wir verstehen und anerkennen, dass wir Teil der Veränderung sind und auch einen Teil dazu beitragen können und müssen. Dass wir eine Verantwortung haben, den gesamten Prozess konstruktiv und im Sinne der Organisation zu begleiten. Dass wir uns inspirieren lassen und die Ideen Anderer durchdenken und annehmen und sie erst bewerten, wenn wir sie durchdacht oder einmal „hineingespürt“ haben. Genau das kann man am besten vom Improvisationstheater lernen.
Nicht jede einzelne Idee, nicht jeden Gedanken, nicht jeden Aufruf zur Veränderung einfach kommentarlos umsetzen. Sondern mit Offenheit, wachem Geist und Verstand die Akzeptanz trainieren, dass um uns und mit uns Veränderungen geschehen, die wir beeinflussen können, die wir mitgestalten können, die wir hinterfragen können. Die wir aber nicht gänzlich ablehnen sollten, da sie ohne uns sowieso stattfinden. Die Frage ist: Sind Sie „Mitspieler“ oder „Blockierer“? Gute Improvisationsschauspieler greifen Ideen und Impulse aus und gestalten sie für ihre Figur und die Szene so, dass sie stimmig in das Gesamtgefüge der Improvisation passen. Schlechte Improvisationsschauspieler greifen sich nur die Ideen heraus, die ihnen gerade passen – unabhängig vom Gesamtverlauf der Szene.
Wenn Sie „Mitspieler“ sind, bringen Sie sich ein, fragen sie, welchen Beitrag Sie selbst leisten können, damit Ihre Szene gelingt – wann braucht es einen Impuls von Ihnen, wann können Sie mit Impulsen Ihrer „Mitspieler“ rechnen und mit diesem konstruktiv arbeiten? Was brauchen Sie, um inspiriert zu sein? Was motiviert Sie an dieser Stelle?
Wenn Sie „Blockierer“ sind, verlieren andere schnell die Lust, mit Ihnen zusammenzuarbeiten, denn Sie leisten dann keine konstruktiven, kritischen Beiträge, sondern schmettern alles ab, was kommt. Dann sind Sie nicht nur von Veränderungen irritiert sondern sind gleichzeitig die Irritation für die anderen.
Ich lade Sie ein: Überprüfen Sie, ob die Angst vor Veränderung bei Ihnen an der Vorder- oder an der Hintertür steht. Und ich rufe Ihnen zu: Öffnen Sie Tür und Tor und lassen Sie den Mut zu frischem Wind herein, seien Sie „Mitspieler“ und nicht „Blockierer“ und gestalten Sie Veränderungen positiv und konstruktiv mit.
Mit meinem Improvisationstheater „Für Garderobe keine Haftung“ begleiten wir seit vielen Jahren aktiv Firmen bei Veränderungsprozessen.
Wir haben viel Erfahrung darin, für diese Prozesse zu sensibilisieren und mit Mitarbeitern an der inneren Haltung gegenüber Veränderungen zu arbeiten. Am Ende unserer Trainings merken die meisten Menschen, wie viel Spaß Veränderung machen kann, dass Veränderung nicht per se gut oder schlecht, sondern zunächst einmal anders ist.
Was halten Sie von folgender Idee:
Nehmen Sie sich jetzt einmal Ihren Wochenplan. Tragen Sie sich für jeden Tag dieser Woche eine Sache ein, die Sie noch nie in Ihrem Leben gemacht haben, die Sie in der kommenden Woche neu für sich entdecken. Das baut die Ängste vor dem Fremden, dem Unbekannten etwas ab. Es können Kleinigkeiten sein: Etwas einkaufen, essen oder kochen, dass Sie noch nie zuvor probiert haben. Sie könnten ein neues Restaurant besuchen, einmal einen anderen Weg zur Arbeit oder ein anderes Verkehrsmittel ausprobieren. Sie könnten einem Fremden ein Kompliment machen, eine Flüchtlingsunterkunft besuchen, in der Suppenküche aushelfen, einen Stammtisch besuchen, den Sie nicht kennen, ein Probetraining in einem Verein oder in einer Sportart vereinbaren, sich zu einem Kurs anmelden, der Sie interessiert, ein ungewöhnliches Buch lesen, sich zu einem Freiwilligenprojekt anmelden, im Kindergarten am Vorlesetag mitwirken oder oder oder…
Wenn Sie nun jeden Tag eines dieser Dinge umsetzen oder anfangen umzusetzen, werden Sie merken, dass Sie aus der täglichen Routine (Langeweile?) ausbrechen und etwas Neues erleben. Dadurch werden Sie schon zum „Mitspieler“. Sie bauen Ängste ab, Sie lernen Neues kennen und Veränderungen werden für Sie nach und nach positiver. Es macht eine Menge Spaß, Sie werden davon profitieren, Ihre Persönlichkeit wächst und Sie gehen mit Offenheit, Neugierde und Freude an etwas Unbekanntes heran. Sie spüren, wie Sie sich von Neuem inspirieren lassen und die Irritationen nach und nach abnehmen.
Dadurch wird natürlich nicht jeder Veränderungsprozess in Ihrer Organisation plötzlich leichter oder weniger komplex. Aber Ihr Umgang mit diesen Situationen wird entspannter, wenn Sie wissen, dass Sie mit Veränderungen umgehen können. Nehmen Sie die Vordertür, nicht die Hintertür. Und schauen Sie, dass dort nicht die Angst steht, sondern die Lust, Neues zu entdecken. Die Offenheit. Der Mut. Die Neugierde. Die Begeisterung. Die Inspiration. Und die Idee, dass die Veränderung Sie und die Organisation an einen neuen, besseren Punkt einer Entwicklung bringen kann. Probieren Sie es aus!
Gute Improvisationstheater-Trainings für das Business können dabei helfen, diese Haltungen zu trainieren. Sie lernen, bessere und schneller Entscheidungen zu treffen, besser und offener zu kommunizieren, geistig flexibler, kreativer und schlagfertiger zu werden und natürlich auch das Selbstbewusstsein und Standing zu entwickeln, das Sie benötigen, um mit Veränderungen gut umzugehen. Ein Training, das Sie einlädt, sich mit der Kraft der Improvisation für Ihren Business-Alltag auseinanderzusetzen, finden Sie hier:
Inspiration statt Irritation. Mit Improvisationsgeschick zu mehr Erfolg im Business
Bleiben Sie inspiriert und inspirieren Sie andere!