„Ja, was Sie machen ist toll, das macht Ihnen bestimmt viel Spaß!“ Der Mann wirkte traurig. Klar, er hatte Recht. Mein Berufsleben, denn das meinte er, macht mir wahnsinnig viel Spaß. Bei ihm ist das ganz anders. Doch der Reihe nach:
Ich hatte ihn auf einer Netzwerkveranstaltung kennengelernt, netter Typ, wir waren ins Plaudern gekommen. Anfang 30 war er, hatte eine Ausbildung als Mechatroniker (oder so ähnlich) gemacht, ein entsprechendes Studium draufgesetzt und war nun Angestellter in einer gutgehenden IT-Firma, inhabergeführt, mittelständisch. Klang soweit nach einem interessanten und sicheren Berufsumfeld – wenn man das mag.
Dann erzählte ich ihm vom Improvisationstheater, von Vorträgen und Workshops – was ich eben so mache. Das faszinierte ihn – war aber gar nicht gut für seine Moral. Er knickte ein und das war physisch sichtbar. Ich brauchte gar nicht zu fragen, da sprudelte es aus ihm nur so heraus und das Gespräch nahm eine unerwartete Wendung.
Er sei ja gar nicht glücklich in diesem Job. Seine Eltern hätten von ihm ein Studium erwartet und deswegen habe er das auch so gemacht. Deswegen habe er auch so einen Job gesucht und deswegen stehe er jetzt da, wo er stehe, sei aber kreuzunglücklich – mit den Inhalten, dem Umfeld, den Perspektiven seiner Arbeit. Bei mir sei das ja etwas ganz anderes: „Ja, was Sie machen, ist toll, das macht ihnen bestimmt viel Spaß!“ —
„Ja, es ist bei mir anders, weil ich entschieden habe, das zu machen, was ich mache. Genau wie bei Ihnen!“ Er schaute mich schräg an. Ja, ich empfinde es heute als Geschenk, Menschen eine Freude machen zu dürfen, sie zu bereichern, zu inspirieren, bei Veränderungen zu begleiten und von ihnen zu lernen. Aber es gab auch viele Momente, in denen ich unsicher, ängstlich und voller Zweifel war. Tatsächlich? Das könne er sich gar nicht vorstellen…
Was wäre denn, fragte ich ihn unvermittelt, wenn die berühmte „gute Fee“ käme und er machen könnte, was er sich wünschte? „Ich würde eine Autowerkstatt eröffnen!“, schoss es aus ihm hervor.
Meine Verblüffung muss mir anzumerken gewesen sein und er erklärte mir seinen Wunsch: Er komme ja aus der IT, das werde bei Autos immer wichtiger. Deswegen würde er sein Wissen unfassbar gerne mit praktischer Mechanik verbinden – dazu sei eine Autowerkstatt geradezu perfekt. Außerdem sei er leidenschaftlicher Autofan. Seine Begeisterung war nahezu greifbar, das Leuchten in den Augen nicht zu übersehen. Aber – und da erlosch das Feuer der Begeisterung – das werde ja wohl ein Traum bleiben, den er sich niemals verwirklichen könne.
Dieser Mann hatte, Gesundheit vorausgesetzt, noch mehr als 30 Arbeitsjahre vor sich. Und innerlich bereits abgeschlossen. Nun ist mein Thema ja die Inspiration und, auch wenn ich keinen therapeutischen Eifer verspüre – und weiß, dass ungefragte Interventionen gefährlich werden können – dabei wollte ich es nicht bewenden lassen. Deswegen fragte ich vorsichtig nach, wie er sich das denn so vorstelle mit seiner Werkstatt, in welche Teilprojekte er das große Werk unterteilen wolle, wer ihn dabei unterstützen könne und was die nächsten Schritte seien.
Immerhin kam das Strahlen in seine Augen zurück – und es schien, als zweifele er an seiner Verzweiflung. Also ermutigte ich ihn weiter: „Vertrauen Sie Ihrer Inspiration, folgen Sie ihr!“. Ich bin der festen Überzeugung: Um das Glück, die Begeisterung, die Vollendung im Leben zu spüren ist es wichtig, seiner Bestimmung und seiner Inspiration zu folgen.
Ich habe ihn seither nicht wieder getroffen, weiß also nicht, wie seine Geschichte ausgegangen ist. Aber wie schön wäre es, meinen Wagen in die Werkstatt zu bringen mit den Worten „Ja, was Sie machen ist toll, das macht Ihnen bestimmt viel Spaß!“
Sehr schön! 🙂
Man macht, was von einem erwartet wird. Kenne ich.
Die meisten Menschen ändern erst dann etwas in ihrem Leben, wenn der Schmerz groß genug ist. Oder nehmen Tabletten 🙁
Ich habe meinen Job, mein Leben geändert und es keinen Sekundenbruchteil bereut. Es war die beste Entscheidung, die ich getroffen habe!
Das Leben ist zu schade, Dinge zu tun die keinen Spaß machen!
Das Leben ist zu schade um Dinge zu tun die erwartet werden.
Warum Erwartungen von Leuten erfüllen, deren Meinung mir im Grunde egal ist?
Die Grundstimmung muss stimmen, meine Grundstimmung muss stimmen – positiv, im Wesentlichen zufrieden und glücklich!