Mit ImproPower zu mehr Gelassenheit im Alltag
Der Zug steht schon eine ganze Weile. Der Mann gegenüber rollt die Augen und stöhnt etwas lauter als nötig. Er schaut auf die Uhr. Schnauft aufgebracht. Das geht fünf Minuten so, dann greift er zum Handy, ruft einen Freund an und lässt seinem Ärger über die Verschwendung seiner Lebenszeit freien Lauf… Zuerst habe auch ich mich geärgert, dass es nicht voran gehe, ich zu spät nach Hause komme. Doch der Wüterich gegenüber spiegelt und überzeichnet mich und bringt mich so zu ganz viel Gelassenheit.
Denn während ich den Mann beobachte, wird mir klar: Man kann sich jetzt aufregen – oder auch nicht. Das Ergebnis ist in beiden Fällen das Gleiche, doch wie ich damit umgehe, ist eine Entscheidung, die ich selbst treffen kann. Wenn ich eine Situation nicht ändern kann, kann ich sie wenigstens kreativ nutzen. Der Psychologe nennt das Reframing. Ich nenne das „Inspiration zulassen“ – Unregelmäßigkeiten als Chance wahrnehmen und gegenüber Ungeplantem gelassen bleiben.
Im Improvisationstheater muss ich mit den unkalkulierbaren Impulsen arbeiten, die Publikum und Mitspieler mir geben. Die größte Gefahr in diesen Moment: Sich auf eine Geschichte versteifen, die andere gar nicht miterzählen können oder wollen. Die Situation zu bekämpfen kostet viel mehr Energie, als sich unvoreingenommen auf die Situation einzulassen, die eigene Idee auch einmal zu verwerfen und das Vorhandene befreit zu gestalten. Damit lebt es sich leichter – auf der Bühne und im Alltag.
Die Erklärung dafür ist einfach: Niemand möchte sich ausgeliefert und machtlos fühlen – und das kann schon einmal passieren, wenn der Zug einfach nicht weiter fährt. Indem wir uns jedoch bewusst entscheiden, diese Situation kreativ zu nutzen, holen wir uns Souveränität zurück und können gelassen bleiben. Aristoteles kannte noch keine Züge, wohl aber das Problem. Sein Rat: „Wir können den Wind nicht ändern, aber wir können die Segel richtig setzen.“
Im Rahmen des Pilotenstreiks der Lufthansa war auch ich einige Male in den letzten Wochen betroffen und musste meine Reiseplanung spontan ändern und anpassen. Auf einer mehrtägigen Reise habe ich mein Portemonnaie zu Hause vergessen und musste gelassen das Beste daraus machen. Auch dabei wird Energie freigesetzt, die Kreativität angekurbelt und die Lösungsfindung bei Herausforderungen geradezu erzwungen. Wie man sich auf solche Situationen optimal vorbereitet und nicht nur gelassen bleibt, sondern auch unter Druck auf Lösungen kommt, die weiterhelfen, habe ich in meinem Hörbuch „ImproPower. Die Kraft der Improvisation in Alltag und Beruf“ beschrieben. Darin ist auch eine Übung enthalten, mit der der Bundesnachrichtendienst (BND) seine verdeckten Mitarbeiter auf Herausforderungen vorbereitet – eine extrem starke Übung, die enorme Kräfte und Ressourcen freisetzt, Kreativität und Gelassenheit in Stresssituationen fördert und vor allem: Für jeden umsetzbar ist. Hier erfahren Sie mehr: Hörbuch „ImproPower. Die Kraft der Improvisation in Alltag und Beruf“
Ein Bekannter pflegt zu sagen: „Wenn es in Strömen regnet, kann man mit hochgeschlagenem Kragen, eingezogenen Schultern und verkniffenem Gesicht hetzen. Oder entspannt seines Weges gehen. Man wird beide Male gleich nass.“ Recht hat er!
Ich danke dem Mann im Zug, der mich zu diesen Einsichten inspiriert hat. Vermutlich wollte er mit seinen Anspielungen nur ein Gespräch beginnen, denn gemeinsames Aufregen und Jammern verbindet. Nachdem ich nicht darauf reagiert habe, hat er sich jemand anderen dafür gesucht. Und diesen Menschen womöglich mit hineingezogen in seine negative Stimmung, denn ändern konnte der an der Situation schließlich auch nichts. Ob das die beste Lösung war? Nun, ich für meinen Teil habe die Situation kreativ genutzt und diesen kleinen Beitrag skizziert. Beim nächsten Mal nutze ich eine solche Situation vielleicht anders und übe De-Eskalations-Strategien. Auf jeden Fall bleibe ich gelassen.
Bleiben Sie inspiriert und inspirieren Sie andere!
Frederik Malsy
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